Start Kunst & Kultur styriarte 2020: ein musikalischer Vorgeschmack

styriarte 2020: ein musikalischer Vorgeschmack

Alfredo Bernardini & Zefino Barockorchester. Foto: Nikola Milatovic

Unter dem Titel „Geschenke der Nacht“ präsentiert sich die styriarte 2020 geheimnisvoller und mystischer denn je. Zauber, Magie und Theatralik durchziehen das Programm der kommenden Saison.

Text: Bettina Leitner

Die einen mögen in der Nacht Erholung und Frieden suchen, die anderen Unterhaltung und Abenteuer. Schon die Komponisten des Barock haben die Nacht in all ihren Facetten besungen und diese Zeit als Pforte für Magie und Zauber angesehen. So versenkt sich die styriarte im kommenden Jahr in nächtliche musikalische Offenbarungen, inspiriert von der großen Oper des Johann Josef Fux, Gli Ossequi della Notte, Die Geschenke der Nacht. Sie setzt damit ihre aufregende Entdeckungsreise durch die Meisterwerke des großen steirischen Barockkomponisten fort. Von 19. Juni bis zum 19. Juli wird ein stimmungsvoll-verträumtes Programm mit insgesamt 35 Projekten und 60 Veranstaltungsterminen geboten, das musikalische Begegnungen mit dem Zauber der Nacht in unterschiedlichen Formaten ermöglicht. Wir geben einen Ausblick auf die Highlights der kommenden Festspiele.

Pacific Quartet Vienna
Foto: Julia Wesely

Die Geschenke der Nacht

Im Rahmen des „Fux.OPERNFESTES Vol. 3“ wird zum dritten Mal in Folge dem Schaffen des steirischen Komponisten gehuldigt. Die prachtvolle barocke Oper spielt mit der Frage, was in der Nacht alles geschehen könnte. Dabei wird die Handlung einerseits von einem Ballettensemble getragen und andererseits auch vom Feuer des Dirigenten Alfredo Bernardini. Dieser Mischung aus mystischen Allegorien und dem Temperament des Südens verdankt das Stück seine Einzigartigkeit. Während in der Fux-Oper die Geschenke der Nacht nobel und träumerisch daherkommen, sind sie in Wolfgang Amadeus Mozarts großer Nachtoper Don Giovanni ganz fleischlicher Natur: Andrés Orozco-Estrada übersetzt die dramatische Geschichte über das unstillbare Begehren in die Bühnensprache und haucht Mozarts Don Giovanni neues Leben ein. Außerdem entführt Jordi Savall das Publikum in die vibrierenden Nächte in Versailles zur Zeit von Ludwig XIV., während Vladimir Ivanoff von der Nacht im Orient erzählt.

Picknickkonzert in Eggenberg
Foto: Werner Kmetitsch

Una notte veneziana

Ab 23. Juni verwandelt sich das Palais Attems viermal in einen venezianischen Palazzo und nimmt das Publikum mit auf eine Wanderung durch das Venedig des 18. Jahrhunderts: Alles, was die Touristen der galanten Zeit in Scharen in die Lagunenstadt lockte, darf das styriarte-Publikum auch im schönsten Palais der Stadt Graz genießen. Angefangen von einer romantischen Liebesnacht alla Casanova, Vivaldis virtuosen Concerti bis hin zu den ästhetischen Belcanto-Gesängen der Mozartzeit, damals verkörpert durch die Italienerin Adriana Ferrarese.

Markus Schirmer
Foto: Werner Kmetitsch

Träumerei

Aus dem Traumland der Töne stammen die zarten Klänge von Franz Schuberts Notturno und Robert Schumanns bedeutendstem Klavierstück, der Träumerei, die von Markus Schirmer mit jungen Streicherkollegen auf die Bühne gebracht wird. Die Träumerei – dieses „kleine Ding“, wie Schumann sie selbst in seinen Tagebüchern nannte – bildet in seinem Gesamtwerk den Mittelpunkt des 13-teiligen Klavierzyklus Kinderszenen und gilt heute als Inbegriff der Romantik. Während diese Klänge das Publikum in eine zauberhafte Traumwelt entführen, widmet sich Schirmer auch den düsteren Stunden der Nacht mit Schumanns Fantasiestücken und Schuberts gewaltigem Klaviertrio.

La compagnia del madrigale
Foto: Alessandro Violi

In Finstan möcht’ i sein

Am 13. Juli wird die Grazer Schloßbergbühne kurzzeitig zu einer Wiener Volksbühne, wenn traditionelle Lieder von John Dowland in eine völlig andere Sphäre der Musik hinübergezogen werden. Übersetzt ins Wienerische von heute, verlieren die Lieder des Renaissancemeisters ihre ganze „elisabethanische Melancholie“ und werden zu heimischen Klängen, die auf ganz besondere Weise unterhalten. Dazu tragen auch die Kontragitarre und die Schrammelharmonika bei, welche im Jahre 1854 vom Wiener Harmonikamacher Matthäus Bauer erfunden wurde und somit als typisch wienerisch gilt. Durchbrochen werden die dialektalen Partien immer wieder durch Originalstücke wie In Darkness Let Me Dwell, die ein Gambenconsort zum Besten gibt.

Minetti Quartett
Foto: Irne Zandel